Der Ursprung des Chornamens
Wie in der Chorgeschichte erwähnt, war Swing Low zufälligerweise das erste Lied, das einstudiert wurde - und das dem Chor seinen Namen gab. Als Urheber des Textes dieses bekannten Sprituals wird meist der ehemaligen afro-amerikanischen Sklave Wallace Willis genannt, der den Song um 1860 geschrieben haben soll. Was aber ist die Bedeutung des Textes, d. h. von welchem Wagen ist hier die Rede, der herabkommen und jemanden heimbringen soll?
Die "Großer-Wagen"-Hypothese
Jeden Winter senkt sich das Sternbild des Großen Wagens auf seiner jährlichen Bahn um den Himmelsnordpol am Abendhimmel in Richtung des nördlichen Horizonts, um im Frühjahr wieder aufzusteigen. Er stellt also einen Wagen - einen chariot - dar, der scheinbar zur Erde hinabkommt und zur Mitfahrt einlädt - und zwar zu einer Fahrt nach Norden, dem ersehnten Land der Freiheit der afro-amerikanischen Sklaven der Südstaaten. Der Jordan könnte dabei als Metapher für den Ohio River stehen, der als Teil der Grenze zwischen den Gebieten der Nord- und der Südstaaten fungierte.
Eine nette Hypothese - die aber wahrscheinlich falsch ist. Schließlich heißt der Große Wagen im amerikanischen Englisch Big Dipper ("große Schöpfkelle"), und in Großbritannien wir er meist Plough ("Pflug") genannt.
Die Untergrundbahn
Eine andere populäre Hypothese ist die, dass der Song auf die so genannte Underground Railroad anspielt, ein Netzwerk von Gegnern der Sklaverei, das Tausenden von Sklaven zur Flucht in den Norden verholfen hat. Auch wenn es sich geradezu aufdrängt, den besungenen Blick über den Fluss auf den Wagen, der kommt, um einen nach Hause zu den Freunden auf der andere Seite zu bringen, mit der Railroad zu assoziieren, gibt es keinerlei historische Belege dafür, dass Swing Low oder ähnliche Songs geheime Anspielungen auf diese Organisation enthalten.
Die Elias-Geschichte
Wahrscheinlicher ist, dass sich Willis beim Verfassen des Texten auf den Elija des Alten Testaments bezogen hat. Am Ende seines irdischen Lebens trifft sich Elija mit Elisa, seinem Nachfolger als Prophet (vgl. 2. Könige 2). Sie stehen beide am Ufer des Jordan, als "ein feuriger Wagen mit feurigen Rossen" kommt und Elija "im Wetter gen Himmel" fährt.